Weihnachtspäckchenkonvoi

In diesem Jahr konnte die Grundschule im Taunusviertel durch Elternspenden die Aktion "Weihnachtspäckchenkonvoi" unterstützen.

Dies ist Teil der weltweit größten Geschenkaktion für Kinder in Not, "Operation Christmas Child". Die 67 Päckchen werden erst nach Koblenz gebracht, um sie da in die LKWs zu laden. Von da aus gehen sie nach Rumänien, Moldawien und die Ukraine. Einer der beiden Fahrer, die dabei waren, fährt selber mit einem der LKWs mit nach Moldawien.

 

Wir sagen "Vielen Dank!" für den großzügigen Spenden! la


Weihnachtspäckchenkonvoi 2017 -                               So viele Geschenke wie noch nie ...

Samstag, 2. Dezember 2017: Um 8 Uhr ist es noch ruhig, aber nach und nach gleicht der Parkplatz von Evonik Industries in Hanau einem Meer aus roten Jacken! Es werden letzte Vorbereitungen getroffen, die letzten Fahrerbesprechungen finden statt. Es wird gepackt, geräumt, gelacht und sich umarmt - was auf den ersten Blick wie ein großes Durcheinander und zielloses Gewusel wirkt, ist in Wirklichkeit ein koordiniertes Anpacken aller Anwesenden, voller Motivation und Tatendrang. Dann ein leichtes Klopfen ans Mikrophon - und es kehrt Ruhe ein. Der Konvoi-Start ist zum Greifen nahe, die Anspannung ist spürbar - und natürlich auch die Neugier: Wie viele Kinder in Deutschland haben ein Päckchen gepackt? Wie vielen Kindern können wir ein Geschenk mitbringen? Als die neue Konvoileitung zusammen mit Schirmherr Ewald Raben (Geschäftsführer der Raben Logistics, mit 8.000 Fahrzeugen einer der größten Spediteure in Deutschland) nun endlich die finale Zahl enthüllen, brandet großer Jubel und Beifall auf: unglaubliche 132.000 Päckchen sind für den Weihnachtspäckchenkonvoi 2017 nach Bulgarien, Moldawien, Rumänien und in die Ukraine zusammengekommen - davon alleine 3.000 aus Berlin (im Vorjahr waren es zwischen 500 und 1.000). Dass es nochmal mehr Päckchen werden könnten als im Vorjahr, hatten viele bereits gehofft. Dass aber aus ganz Deutschland so eine überwältigend große Menge zusammengekommen ist, hat trotzdem alle überrascht!

 

Um diese Geschenke nun zu den Kindern zu bringen, stehen 237 Helfer, 28 LKW, sechs Reisebusse und fünf Begleitfahrzeuge in den Startlöchern. Die Helfer und Mitfahrer verteilen sich zugig auf ihre Fahrzeuge und machen es sich für die lange Fahrt so bequem, wie unter diesen Umständen möglich. Die Vorfreude liegt in der Luft! Nach dem Signal, dass alle abfahrbereit sind, setzt sich der Konvoi endlich in Bewegung. Ein Fahrzeug nach dem anderen macht sich auf den Weg in das jeweilige Zielland. Am Straßenrand stehen eifrig winkende Menschen - und auch über einen Livestream können mehrere hunderte Zuschauer mit dabei sein. Das ist schon ein ergreifender Gänsehautmoment, wenn sich die unzähligen LKW und Busse auf der großen Kreuzung direkt nach dem Startpunkt hupend verabschieden, laut vibrierend beschleunigen und vollgepackt auf die lange, beschwerliche Reise gehen. Es sind nicht die ersten - und nicht die letzten - Tränen, die sich bei einigen Mitfahrern und daheimbleibenden Unterstützern vor Erleichterung, Spannung, Vorfreude und Überwältigung ihren Weg bahnen.

 

Der kleinste Teil des Konvois ist nach Bulgarien unterwegs: Mit zwei LKW, der eine nach Plovdiv, der andere nach Warna, ganz in der Nähe des Goldstrands gelegen. Auch wenn die Tourismusgebiete am Meer recht gut erschlossen sind, ändert das nicht viel an der Armut der Bewohner ein paar Kilometer weiter im Landesinneren. Diesen krassen Kontrast muss man auch erst einmal verkraften, er zeigt aber auch, dass der Konvoi auf der richtigen Strecke unterwegs ist. Für die Kinder vor Ort und für die Teilnehmer. Auch hier sind die Freunde vom örtlichen Round Table, der vor Kurzem erst gegründet wurde, eine wertvolle Hilfe.

 

Ein spezielles Erlebnis mit den Behörden hat „Rumänien II" bei der Durchfahrt durch den Ort Karansebesch, welche eigentlich für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen verboten ist. Das Verbotsschild steht etwas "leise" am Ortseingang: Die Vermutung liegt nahe, dass es eine komfortable Einnahmequelle für die Stadtkasse ist. Der überraschend schnell mit Blaulicht herbeigeeilte Polizist ist dann aber vom Weihnachtspäckchenkonvoi so angetan und begeistert, dass es nach einer kurzen Verzögerung weitergehen kann. In Drobeta Turnu Severin angekommen, sind die örtlichen Tabler eine große Hilfe. Für sie ist es ganz selbstverständlich, mit Fahrzeugen und persönlichem Einsatz einzuspringen und auch beim Verteilen zu helfen. Fast schockierend ist der Anblick einer Bretterbude im Hinterland von Drobeta, wo eine Frau mit ihren vier Kindern wohnt. Ohne Zögern werden "außerplanmäßig" Päckchen abgeladen und auch hier etwas Weihnachtsfreude geschenkt.

 

Die "Moldis" sind erstmals auch in Gagausien unterwegs. Wenn man das Bild bemüht, dass Moldawien das Armenhaus in Europa ist, dann wäre Gagausien sozusagen das Armenhaus im Armenhaus. Die Verhältnisse in den dortigen Heimen sind kaum vorstellbar für jemanden, der nicht persönlich da war. Der Begriff "bedürftig" bekommt eine ganz neue Dimension. Und auch hier - oder gerade hier - scheint es, lassen sich die Menschen von der Weihnachtsfreude anstecken.

 

Knapp 53 Stunden nach der Abfahrt ist auch das Team Ukraine endlich angekommen. Die Grenzabfertigung dauert dieses Jahr ungewöhnlich lange. Ab der EU-Außengrenze bis zur ukrainischen Hauptstadt Kiew werden die fünf LKW und der Bus von starkem Schneefall und Glätte zusätzlich gebremst. Der geplante Start des Päckchenverteilens ab Odessa verzögert sich immer weiter - und dauert schließlich bis Dienstagabend. So lange stehen die LKW auf dem Zollhof unter Verschluss und eine neue Gesetzgebung hätte noch dafür sorgen können, dass die Ladung aller LKW hätte komplett entladen und durchgezählt werden müssen. Nach langen, kräftezehrenden Verhandlungen konnte sich geeinigt werden, dass der Zoll doch lediglich Stichproben nimmt.

 

Das herzergreifendste Erlebnis ist der Besuch beim elfjährigen "Schmetterlingskind" Yuliya zuhause, für die es nicht nur ein Weihnachtspäckchen gibt, sondern vor allem drei Kisten mit spezialisiertem Verbandsmaterial, mit der die von der Epidermolysis bullosa (EB) genannten Krankheit verursachten Schmerzen gelindert werden und die Wunden fachgerecht versorgt werden können. In einer Liveschaltung mit DermaKIDS e.V. in Berlin gibt es dann Expertenwissen und Hilfestellung für die Anwendung der Verbände und Badezusätze. Yuliya lebt in spürbarer Armut, selbst für ukrainische Verhältnisse - trotzdem erlebt das Team ein herzliches Willkommen und gelebte Gastfreundschaft. Und sie lernen eine neue Ausdrucksweise von Freude beim Geschenkeverteilen kennen: pure Sprachlosigkeit. Zum Ende des Besuchs entschuldigt sich Yuliyas Mutter für ihre Stille und völlige Zurückhaltung, weil sie das alles noch nicht begreifen könne. „Odessa hilft nicht, Kiew hilft nicht und ihr, die ihr uns gar nicht kennt, kommt tausende Kilometer zu uns nach Hause, um meinem armen Töchterchen zu helfen! Gott segne euch!"

 

Keiner der Mitfahrer auf den einzelnen Touren denkt darüber nach, wie er diese fünf Urlaubstage hätte anders verbringen können. Vielmehr ist der Weihnachtspäckchenkonvoi ein Erlebnis, das uns zeigt, wie gut es uns doch geht und wie einfach es ist, anderen Menschen in deutlich weniger komfortablen Lebenssituationen eine Freude zu bereiten.

 

Und genau wie der Weihnachtspäckchenkonvoi nicht einfach vorbei ist, wenn der letzte LKW angekommen ist, beginnt er schon lange, bevor der erste LKW losfährt. Im Sommer ging es vorrangig um die Herausforderung, ein neues Zentrallager zu finden. Als die erleichternde Zusage vom Geschäftsführer der Spedition Raben kam, dass wir deren Lagerhaus in Koblenz als Zentrallager nutzen dürfen, ging es dann ab September in schneller werdendem Tempo mit den eigentlichen Vorbereitungen voran. Nach unzähligen Stunden und Nächten Planung und zahlreichen Telefonkonferenzen, gab es irgendwann nur noch Kleinigkeiten zu besprechen. Spätestens da war jedem klar: Der Konvoi läuft! Mit anderen Worten: Es war genau richtig, den Weihnachtspäckchenkonvoi mit einer in allen Bereichen überarbeiteten und soliden Struktur zu versehen, neue Teams zu gründen und die Aufgaben dieses Leuchtturmprojekts auf viele Schultern zu verteilen. Herausgekommen ist ein logistisches Meisterstück, das auch beim kommenden Konvoi 2018 rein ehrenamtlich, auf den Schultern vieler fähiger Ladies, Tabler und Freunde getragen und umgesetzt werden wird.

 

Wenn man mit den Mitfahrern spricht, hört man von vielen rührenden und bewegenden Momenten - und immer die gleiche Geschichte: Der Weihnachtspäckchenkonvoi bringt zum Nachdenken; er wirkt lange nach. Erst einige Tage oder sogar Wochen, nachdem die letzten LKW wieder in Deutschland sind, sind auch alle Mitfahrer auch emotional wieder „zuhause angekommen". Sie erzählen, wie schwer es sein kann, sich vom deutschen "Weihnachtsstress" mitreißen zu lassen, wenn so wichtige Geschenke doch schon verteilt sind und das Erlebte noch so präsent ist.

 

Direkt nach dem Konvoi geht die "Arbeit" für die Konvoi'ler weiter: Berichte in den Kindergärten und Schulen über das Erlebte und wo die gepackten Päckchen hingehen. Dankesschreiben an die Sponsoren und Unterstützer, den vergangenen Konvoi verarbeiten und nachbereiten und sich überlegen, was man im nächsten Jahr besser machen kann. Ab den Sommerferien gibt es dann wieder für alle Tabler, Ladies, Freunde und Unterstützer etwas zu tun. Sie gehen auf die Kindergärten und Schulen zu, um sie erneut zum Päckchenpacken zu animieren. Suchen Partner vor Ort, planen, wer, wann, was macht, verpacken Päckchen in Umkartons und organisieren den Transport der Paletten in das Zentral-Lager. Denn nach dem Konvoi ist vor dem Konvoi. Konvoi ist immer!

 

Die ersten leuchtenden Kinderaugen des Konvois sieht man übrigens nicht erst in Bulgarien. Moldawien, Rumänien oder in der Ukraine. Es sind die Kinder bei uns, denen es einen Riesenspaß macht, in Päckchen zu packen und es einem Kind in Osteuropa zu schenken. Für alle, die dabei sind, sind das die Momente, in denen sie wieder spüren: Der Konvoi ist nicht nur ein Projekt, nicht nur eine lehrreiche Erfahrung. Sondern eine emotionale Bereicherung, für alle Beteiligten. Er ist unser aller Herzensprojekt.